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    Wie finde ich die richtige Haltung zum Sprechen und Singen?

    Von Christa Kirschbaum, Landeskirchenmusikdirektorin Zentrum Verkündigung der EKHN

    © GettyImages / yacobchuk

    Wenn ich mit Menschen in Kontakt treten will, wenn ich eine Gruppe begrüße, wenn ich einen Vortrag oder eine Predigt halte, wenn ich mit einer Gruppe singen will, kommt es auf die richtige Haltung an. Das ist ganz wörtlich zu verstehen – mit meiner Körpersprache teile ich mit, ob ich aufrecht und zugewandt bin, ob ich Lust auf  Kommunikation habe und mich in meiner Rolle wohlfühle.

    Die richtige Körperhaltung kann man trainieren. Ich lade Sie ein, diesen Aufbau durchzuspielen. Manche Dinge fühlen sich anfangs ungewohnt an. Trauen Sie sich, aber erzwingen Sie nichts. Wie  beim Sport oder beim Musizieren gilt auch hier: Üben hilft - manches versteht man sofort und kann es gleich umsetzen, manches braucht eben etwas länger.

    Suchen Sie zunächst den guten Stand

    Stellen Sie Ihre Beine in Hüftknochenbreite auseinander. Die Füße stehen parallel. Die Arme hängen locker neben dem Körper.

    Stellen Sie sich vor, unter Ihrer rechten Fußsohle sind drei Saugnäpfe befestigt, die am Boden haften: unter dem Ballen vor der Großzehe, unter dem Sohlenabschnitt vor der kleinen Zehe und an der Ferse. Neigen Sie sich nach rechts und verteilen Sie Ihr Körpergewicht gleichmäßig auf diese drei Punkte. Dann das Gleiche mit dem linken Fuß. Anschließend pendeln Sie sich zur Mitte aus und verteilen Ihr Gewicht auf alle sechs Punkte. Die Zehen sind nicht beteiligt, sie bleiben beweglich.

    Pendeln Sie nun mit dem Körper nach vorn, soweit es geht, ohne den Bodenkontakt durch die sechs Punkte zu verlieren. Knicken Sie dabei nicht in der Taille ein. Pendeln Sie dann mit Ihren Körper nach hinten, dann nach rechts, dann nach links. Der Schnittpunkt dieser vier Bewegungslinien ist Ihr idealer Standpunkt.

    Lockern Sie sich

    Die Kniekehlen sind locker. Bewegen Sie Ihre Kniekehlen abwechselnd vor und zurück, um die Lockerung zu überprüfen.

    Hängen Ihre  Arme wirklich locker? Gern presst man sie seitlich an den Oberkörper an. Pusten Sie einmal kräftig auf „f“ aus und lassen Sie dabei Ihre Arme kurz nach außen fliegen. Stellen Sie sich vor, dass sich unter Ihren Achselhöhlen kleine Airbags aufpusten.

    Kreisen Sie nun langsam mit den Hüften, wie beim Bauchtanz. Kommen Sie nun wieder zu Ihrem Standpunkt. Lassen Sie Ihrem Bauch den Platz, den er braucht.

    Lockern Sie Ihre Schultern. Kreisen Sie mit ihnen, nach vorn oder nach hinten, parallel oder gegenläufig. Nehmen Sie die Schultern nach vorn, führen Sie sie nach oben, dann nach hinten und lassen Sie sie dann fallen. Nun hängen die Schultern weiter hinten als vorher, der Oberkörper wird freier.

    Legen Sie Ihre Fingerspitzen an die Halswirbelsäule, in Höhe des Haaransatzes. Streichen Sie nun die Halshaut beidseitig nach außen aus, wie bei einer sanften Massage. Fangen Sie immer wieder in der Mitte an, jedes Mal etwas tiefer,  bis Sie den Knubbel erreichen, an dem die Halswirbelsäule in die Wirbelsäule übergeht .

    Ihr Kopf thront locker auf der Halswirbelsäule. Bewegen Sie ihn vorsichtig hin und her, zeichnen Sie dabei mit Ihrer Nasenspitze eine gedachte waagerechte Linie an die gegenüberliegende Wand.

    Für die lockere Verbindung der oberen und der unteren Körperhälfte noch zwei Tipps:

    Gehen Sie leicht in die Knie, strecken Sie Ihren Po etwas nach hinten und klopfen Sie ihn mit lockeren Fäusten ab. Klopfen Sie nach oben über den tiefen Rücken bis zur Taille, dann wieder nach unten bis zum Beinansatz. Rechts und links genauso, von der Taille bis zu den Oberschenkeln. Öffnen Sie dabei den Mund, damit die Luft zirkulieren kann.

    Den Bauch bitte nicht klopfen – dieser wird sanft gestreichelt.

    Klopfen Sie Ihre Kopfhaut mit sanften Fingerspitzen ab, vom vorderen Haaransatz nach hinten, über die Ohren bis zum Nacken. Auch dabei lassen Sie den Mund geöffnet. Kribbeln Sie dann mit Ihren Fingern über das Gesicht, sparen Sie aber die Augenpartie aus.

    Öffnen Sie dabei den Unterkiefer weit. Klatschen Sie mit den Fingerspitzen sanft auf Ihre Wangen. Wenn Sie die Lippen dabei rund formen (zum o, u oder a), können Sie unterschiedliche Klangfarben hören.

    Schütteln Sie sich nun noch einmal aus, als ob Sie versehentlich unter der kalten Dusche stünden. Danach suchen Sie wieder Ihren guten Standpunkt. Wenn Sie nun sprechen oder singen wollen, schauen Sie geradeaus.

    Wenn Sie vor einer Gruppe stehen, suchen Sie mit Ihren Augen einen Fixpunkt ungefähr einen Meter in der Mitte über den Gesichtern in der letzten Stuhl- oder Bankreihe – aber schauen Sie niemandem direkt in die Augen. An diesen Punkt  richten Sie Ihre Sprache und Ihre Töne wie einen Laserstrahl.

    Und dann fangen Sie an zu reden oder zu singen und begeistern Ihre Zuhörerschaft…

    Weitere Tipps in:

    Stephan A. Reinke (Hg), Elementarbaukasten Singleitung, Bd 4 der Reihe „Neue Zugänge zum Singen in der Gemeinde“, Strube Verlag München, 2011, Strube ED 6653

     

     

    Aus Impuls Gemeinde 2/2012, Zentrum Verkündigung der EKHN Frankfurt, 2012

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